Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Kommentar: Wandlungen am Altar

Dr. Susanne Wegmann
SE Wandlungen am Altar

Do 16-19 st.
Block (Termine: 9.10./30.10./ 13.11./ 27.11./ 11.12./ 16.1./ 30.1.)
SR 123
KG BA 12
Magister

Der Altar als liturgisches Zentrum des Kirchenraums ist in vielerlei Hinsicht Wandlungen unterworfen. Liturgisch vollzieht sich hier die Wandlung von Wein und Brot in Blut und Leib Christi und wird das Opfer Christi zur Erlösung der Gläubigen wiederholt. Theologische Wandlungen stellen in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts die mittelalterlichen Lehren von der liturgischen Wandlung in Frage. Auch die spätmittelalterliche Messtheologie der Wiederholung des Opfers Christi im Vollzug der Messe ist einer Wandlung in Folge der Reformation unterworfen. Das reformierte Abendmahl als rein zeichenhafte Erinnerungshandlung ist dabei der extremste Ausdruck des Wandels.
War die Messe und die Ausstattung des Altars im Mittelalter eng mit dem Stiftungswesen und der Jenseitsvorsorge verbunden, so ist die Stellung der Stifter und Auftraggeber sowie ihre Repräsentation am Altar im reformatorischen Umfeld ebenfalls mit den gewandelten theologischen Auffassungen konfrontiert.   
 Ebenso sind inszenatorische und performative Wandlungen am Altar zu beobachten, das Flügelretabel mit seinen Möglichkeiten, durch unterschiedliche Ansichten unterschiedliche „Hintergrundfolien“ für die Handlung am Altar anzubieten, ist dabei die auffälligste, aber dennoch nur eine Möglichkeit und vielen. Daneben kann der der Altar verhüllt, einzelne Figuren aus dem Retabelschrein entnommen oder hinzugefügt werden. Auch die im Kirchenjahr variierende Aufstellung von Figuren auf der Mensa ist Teil der wandelbaren Inszenierung. Parallel zur bildgestützten Inszenierung der liturgische Handlung werden durch Glockengeläut, Weihrauch, Kerzen, Kelch- und Hostienelevation die gesamten Sinne des Gläubigen angesprochen.
Bildwerke sind Bestandteil all dieser Wandlungen oder spiegeln diese Wandlungen wieder. Themen des Seminars werden u. a. sein: die Entstehung des Altarretabels in seinen unterschiedlichen formalen und inhaltlichen Gestaltungen, die Entstehung und der Gebrauch von Flügelretabeln, der Gebrauch und die Gestaltung von Fastentüchern, die Bildprogramme in liturgischen Büchern, Bilder von Messwundern; das Bild der sog. Gregorsmesse, die Entwicklung protestantischer Altäre und Altarretabel; die bildlichen Auseinandersetzung zwischen den Konfessionen über das Abendmahlsverständnis.
Für den Erwerb des Modulscheins 12 muss außerdem das SE von Prof. Wiemers „Mäzene und Sammler im 16. und 17. Jahrhundert“ besucht werden.

 Einführende Literatur:

  • Arnold Angenendt: Religiösität im Mittelalter, Darmstadt 1997. Das Kapitel zur Messe (16. Das Herrenmahl, S. 488-515) ist bis zur ersten Sitzung vorbereitend zu lesen!
  • Ebenso die Artikel „Altar“ und „Eucharistie“ im RDK (Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte)
  • Grundlegend für Fragen zur Liturgie und Ausstattung des Altars im Mittelalter: Joseph Braun: Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung, 2 Bde., München 1924.
  • Einen Einblick in die Fragestellungen des Seminars gibt insbesondere: Nicolas Bock (Hg.): Kunst und Liturgie im Mittelalter, München 2000 (Römisches Jahrbuch der Bibliotheca Hertziana 33 1999/2000, Beiheft).
  • Hilfreich und empfehlenswert auch die einem SFB (Sonderforschungsbereich) zur Liturgie im Mittelalter hervorgegangene Datenbank   

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