Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Prähistorische Archäologie

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„[…] die „Wissenschaft des Spatens“, die Urgeschichtsforschung […]“ (Jakob-Friesen 1928, 85) widmet sich den materiellen Hinterlassenschaften der Menschheit aus vorschriftlicher Zeit, die in Mitteleuropa mit der Altsteinzeit beginnt und erst um die Zeitenwende endet. Somit umfasst sie den größten Abschnitt der Menschheitsgeschichte. Da Schriftquellen fehlen, ist die Archäologie für diesen Zeitabschnitt die wichtigste Wissenschaft zur Auffindung, Freilegung, Bergung und Dokumentation der materiellen und immateriellen Quellen. Daneben spielt die Deutung dieser Quellen und die Rekonstruktion vergangener Lebensweisen eine ebenso wichtige Rolle.

Freilegen und Putzen des Planums

Freilegen und Putzen des Planums

Freilegen und Putzen des Planums

Die Schnauze immer im Dreck, aber in den Augen den Glanz der Geschichte!“ (J. Reichstein, Landesarchäologe von Schleswig-Holstein 1983–2004).

Die Ur- und Frühgeschichtsforschung hat sich im Laufe ihrer Geschichte zu einer modernen, sowohl geistes- als auch naturwissenschaftlich orientierten Wissenschaft entwickelt. Sie ist vermutlich diejenige Disziplin, die die meisten ‘Fremdwissenschaften’ integriert um ihre Erkenntnisse zu erweitern. Die Interdisziplinarität setzt bereits beim klassischen Beschreiben und Ordnen materieller Relikte ein (statistisch-mathematische Verfahren). Bei der Rekonstruktion der prähistorischen Umwelt im Umfeld einer ausgegrabenen Fundstelle kommen beispielsweise Geowissenschaften (Boden- und Gesteinskunde), Archäozoologie und Archäobotanik zum Einsatz. Biochemische Wissenschaften werden immer wichtiger, wenn es um Verwandschaftsbeziehungen (Genetik) und Mobilität geht (DNA- und Isotopenanalysen). Auch die Datierung der Funde und Fundstellen beruht auf naturwissenschaftlichen Methoden (Mathematik, Physik, Chemie).

Zur Rekonstruktion und Interpretation der urgeschichtlichen Gesellschaften und deren Lebensweisen nutzt die Archäologie Untersuchungsergebnisse der Anthropologie genauso wie Forschungsmethoden der Geschichtswissenschaften, der Soziologie oder der Philosophie. Nicht unerwähnt bleiben darf auch die Ethnologie, aus der im Zusammenspiel mit der Archäologie, die Ethnoarchäologie als ein neues, für die vergleichende Interpretation der Quellen, wichtiges Forschungsfeld hervorging. Mit dieser transdisziplinären Herangehensweise erhalten wir Einblicke in die Alltagswelt vergangener Gesellschaften und können technologische und sozioökonomische Entwicklungen und Dynamiken über ganze Epochen hinweg nachvollziehen.

Magnetogramm einer Kreisgrabenanlage. © MLU

Magnetogramm einer Kreisgrabenanlage. © MLU

Magnetogramm einer Kreisgrabenanlage. © MLU

Unser Ziel ist es, Sie als Studierende an die Forschungspraxis des Faches heranzuführen. Im Fokus stehen die Konfrontation mit aktuellen Forschungsfragen und eigenständiges, kritisches wissenschaftliches Arbeiten. Neben der Vermittlung vertiefter Kompetenzen im Umgang mit archäologisch gewonnenen Daten steht eine praxisorientierte Ausbildung, die beispielsweise Ausgrabungstechniken, Dokumentationsweisen, naturwissenschaftliche Prospektions- und Analysemethoden lehrt.

Ein abgeschlossener Studiengang soll Sie dazu befähigen, Aufgaben in der Lehre und Forschung an Universitäten wahrzunehmen, an außeruniversitären Forschungsinstituten im In- und Ausland tätig zu werden, in der archäologischen Denkmalpflege zu arbeiten oder in Museen mit archäologischen Sammlungen zu wirken. Auch die bundesweit agierenden und in ihrer Präsenz stetig zunehmenden privaten Grabungsfirmen stellen eine weiter Möglichkeit der Berufsausübung dar.

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