Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas
Prähistorische Archäologie und Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit

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Waldglashütte am Lakenteich

Seit 2003 fanden archäologische Untersuchungen im Bereich der frühneuzeitlichen Glashütte am Lakenborn im Solling statt, die von etwa 1655-1681 in Betrieb war. Die Grabungen wurden durch das Programm LEADER + der EU gefördert, die Auswertung seitens des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur. Freigelegen konnten wir bislang den größten Teil des zentralen Werkplatzes mit den großen Glasschmelzofen sowie mehrere Nebenöfen, die vor allem für die Herstellung von Fensterglas und für das Abkühlen der Gläser notwendig waren. Ansatzweise ausgegraben und rekonstruierbar ist die große aus Holz gebaute Glashütte über den gut erhaltenen Öfen, was bislang in Europas nur selten gelang. Die Glasmacher stellten überwiegend schlichte grünliche Gläser für den einfachen Bedarf im Haushalt und für die Fensterverglasung her. Dennoch betrieb man über die Weser einen ausgedehnten Handel bis Bremen und in die Niederlande. Zudem suchte der Universalgelehrte Leibniz die Hütte auf, um Brennspiegel für Experimente konstruieren zu können. Die Funde aus den gewaltigen, bisher nur zum kleinen Teil erforschten Abwurfhalden geben einen vorzüglichen Eindruck in die Vielfalt der Formen einer noch im späten Renaissancestil traditionell arbeitenden Waldglashütte. U. a. stellte man Stangengläser (für Bier), Warzenbecher und Römer (für Wein) und Flaschen her. Unerforscht ist bislang noch der Wohnbereich der Glasmacher, in dem man Bier braute, Milchwirtschaft betrieb und sich auch eine Schule befand. In der Nähe und im weiteren Umfeld konnten inzwischen zahlreiche mittelalterliche Glashütten vor allem des 12./13. Jhs. lokalisiert werden, die einer Erforschung harren.

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